Gedanken über Leere und Fülle (21. Juli 2015)

Letzte Woche war ich wiedermal an einem meiner Seminare in Luzern. Diesmal setzten wir uns mit den Polen Leere und Fülle auseinander. Es war wieder ein sehr bereicherndes Erlebnis. Doch das Thema der Leere, so stellte  ich  fest, war noch nicht ganz geklärt in mir. So habe ich mir darüber viele Gedanken gemacht. Leere hat, so erkannte ich viele verschiedene Gesichter. Sie kann positive und negative Aspekte haben. Sie kann Raum sein, der uns zur Verfügung steht, sie kann Chaos sein, oder ein Gefühl der Einsamkeit und Verlorenheit und sie kann auch einfach die jenseitige Welt beschreiben (das ist die indianische Sichtweise), in welcher alle schöpferischen Akte möglich werden und wo wir Ruhe, Frieden und neue Herausforderungen finden. Leere, welche Nichts ist, finde ich bedrohlich, Leere die z.B. Chaos ist, macht mir schon weniger Angst, da es dann wenigstens Chaos ist, das man ordnen kann, oder vielleicht auch nicht, je nach dem. Zumindest kann man mit Chaos arbeiten. Wenn Leere Raum ist, der mir für meine Entfaltung zur Verfügung steht, dann ist sie wundervoll. Wenn sie leblos ist, dann finde ich sie bedrohlich, dann muss ich selbst etwas erschaffen was sie belebt.

Ich glaube die Leere macht einem vor allem Angst, wenn man sie im Kontext zu kummervollen Erfahrungen sieht. Leere in seelischer oder zwischenmenschlicher Hinsicht zu erleben, ist sehr, sehr quälend. Die meisten haben diese Art von Leere sicher schon irgendwann mal erlebt (wenn nicht, dann können sie sich glücklich schätzen). Vielleicht durch gewisse Umstände, gewisse schwere Schicksale, Liebesentzug oder Enttäuschungen etc. Leere die man oft auch fühlt, wenn man orientierungslos durch das Leben geht, ohne Hoffnung oder Freude zu empfinden. Es gibt manche Leute die vereinsamen, die auch sonst nichts mehr haben, dass sie erfüllt, das sie herausfordert und ihr Gemüt erhellt. Darum sind uns wohl unsere Hobbies oft so wichtig. Auch Hobbies dienen manchmal dazu, der Leere entgegenzuwirken, die man sonst empfinden würde. Doch auch darüber denke ich manchmal sehr  intensiv nach. Ich glaube, Hobbies dürfen ja auch nicht immer als Ersatz für etwas hinhalten, das man in sich selbst nicht finden kann, denn dies führt schlussendlich zu nicht weiter als Kompensations- oder sogar Zwangshandlungen. Man kann sehr abhängig werden von gewissen Dingen, wenn man die Leere in sich nicht wirklich und wahrhaftig erkannt und angenommen hat. Das geht den meisten Menschen so, eigentlich ist es egal, welcher Gesellschaftsschicht sie angehören, denn die  bedrohliche Leere kann sich überall zeigen, wenn auch vielleicht auf etwas andere Weise.

Ich denken manchmal jedoch auch: Ist es wirklich der Sinn, die Leere immer mit etwas füllen zu wollen? Könnte man nicht eine freundlichere Sichtweise von ihr bekommen, indem man sie eben als Raum wahrnimmt, als Quelle unerschöpflicher Inspiration? Die Frage ist also: Warum macht sie uns teilweise solche Angst… die Leere? Ist das wirklich nötig? Denn eigentlich ist es ja ein stetiges Wechselspiel zwischen Fülle und Leere. Auch Fülle… wenn man sie immer hätte, würde das mit der Zeit nicht auch anstrengend werden? Man kann nicht stets nur in Fülle sein, denn irgendwann überbordet die Fülle auch. Wie bei einem Glas, das man mit zu viel Flüssigkeit füllt. Es muss wieder geleert werden, um sich mit neuen Dingen füllen zu können. So gibt es keine Leere ohne Fülle und keine Fülle ohne Leere. Vermutlich ist dies der wirkliche Sinn der Leere. Wenn man es so betrachtet, wird sich uns der tiefere Bedeutung selbiger immer mehr erschliessen. Leere gibt so viel Raum für Neues. Sie ist wirklich ein Quell  unendliche Schöpferkraft und Inspiration. Wir können die Leere immer mehr schätzten lernen, wenn wir sie auf diese Weise sehen. Vielleicht ist es wirklich der Lauf des Lebens, das alles was voll ist, sich wieder (ent)leeren muss. So gibt es auch im Leben Zeiten der Fülle und der Leere. Allerdings, ist es nicht immer leicht damit umzugehen. Es gibt so Momente, da glaubt man alles stagniere, alles komme zum Stillstand, doch das eröffnet einem vielleicht wieder ganz neue Möglichkeiten und Perspektiven. Und… auf einmal wendet sich das Blatt wieder und die Fülle hält erneut Einzug!

Ich glaube es ist für alle Menschen wichtig, Zeiten der Leere gut zu nutzen, daraus wieder etwas Neues zu machen. Dies hat auch viel mit Loslassen (was ich in einem früheren Text schon mal erwähnte) zu tun. Ausserdem kann Loslassen von Altem, das seinen Zweck erfüllt hat, sehr schön und befreiend sein. Es hilft einem sich wieder neu zu öffnen. Dem Leben und den zwischenmenschlichen Kontakten eine ganz neue Richtung zu geben und alte Glaubenssätze umzuformulieren, die nicht mehr stimmen, oder einem nicht mehr weiterbringen. So kann dann wieder eine ganz neue Art von Fülle entstehen, welche ohne das Loslassen von gewissen, alten Grundsätzen oder Mustern nie entstehen könnten. Leere muss also nicht bedrohlich sein. Das wird mir immer klarer. Das was wichtig ist, das was wirklich zählt, wird sowieso stets erhalten bleiben. Das Ganze ist ein wenig wie sterben und wieder wie ein Phönix zu einem neuen Leben, einer neuen Sichtweise zu erwachen. Man geht hinunter in die Unterwelt und lässt alles los, was einem nicht mehr weiterbringt, man wirft Ballast ab, Ballast den man manchmal so lange mit sich herumträgt und der keinen Platz mehr für neue Fülle lässt. Mit der Unterwelt meine ich natürlich nicht die Hölle (auch wenn man auf diesem Weg manchmal schon durch die Hölle gehen kann ;-). Die Unterwelt ist im Sinne eine Totenreiches zu verstehen, wo Teile unseres alten Ich‘s irgendwie sterben. Es hat viel mit Vertrauen und auch Mut zu tun, sich in die innere Unterwelt zu begeben  und diesen Loslösungs- diesen Reinigungsprozess zu durchlaufen. Doch es kann wundervoll sein und alles kann sich dadurch verändern. So vieles tragen wir so oft noch mit uns herum, manchmal bewusst, manchmal unbewusst. Doch wenn wir lernen uns von Dingen die nutzlos geworden sind zu befreien, uns etwas gänzlich Neuem öffnen lernen, dann wird die Fülle unser sein und wir können wie ein Phönix aus der Asche neu erstehen! Ich wünsche allen Menschen, dass ihnen dies gelingen möge und dass es ihnen zu mehr Frieden und innerer Gelassenheit verhelfen mag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

    

Gedanken über unsere Ahnen (6. Juni 2015)

Irgendwie ist dies ein etwas spezielles Thema, doch gerade habe ich mich ziemlich stark mit dieser Sache beschäftigt. Auch als ich den Text über Vergänglichkeit, Loslassen und Identitäten geschrieben habe. Mir wurde dadurch bewusst, dass wir doch oft mehr von unseren Ahnen, dazu zählen: Eltern, Grosselter und Urgrosseltern und weiter zurück bis zum Anbeginn der Menschheit, übernehmen. Eigentlich finde ich es interessant wenn ich daran denke, dass wir alle einst eigentlich von den gleichen Ahnen abstammten, unser Ursprung ist der Gleiche, auch wenn wir Menschen daran oft nicht denken, oder nur an unserem eigenen Dasein herumstudieren. Mir fällt heute immer mehr auf, dass die Menschen sich oft sehr voneinander abgrenzen, dass man immer weniger Rücksicht aufeinander nimmt und einander auch oft viel Leid zufügt. Ich sah gerade einen Film, er heisst „Blood Diamond (Blut- Diamant) und handelt von den Diamantenminen in Afrika und dem Leid der Menschen dort. Dieses Leid wurde jedoch von Landsleuten angerichtet, den Rebellentruppen, die keinerlei Gnade kannten. Ein Afrikaner spielte die Hauptrolle und fragte eine der weissen Hauptakteurinnen: „Wenn die westliche Welt also von unserem Leid hier erfährt, kommt sie dann und hilft uns?“ Und die Angesprochene sagte: „Nein, vermutlich nicht.“ Das zeigte auf, dass wir uns eigentlich nicht so sehr um andere kümmern, schon gar nicht, wenn diese nicht in unserem Umfeld leben. In der heutigen Zeit, helfen wir ja nicht mal mehr unserem direkten Mitmenschen. Man kann ja auch nicht allen helfen, doch einen kleinen Beitrag könnte jeder leisten. Doch davon will ich in diesem Kapitel gar nicht schreiben. Denn es geht hier ja um die Ahnen.

Wir haben also alle denselben Ursprung, egal welcher Religion, Hautfarbe oder Rasse wir angehören. Ich glaube diesen Gedanken, sollten wir uns wieder mehr ins Bewusstsein rufen! In unseren Adern fliesst das gleiche Blut, welches mit der Zeit einfach etwas verändert wurde. Dennoch, wir sind Eins, alles was lebt ist Eins. Das wurde mir schon oft beim Familienstellen bewusst. Es erstaunte mich immer wieder von Neuem, wie sehr sich Menschen in eine fremde Rolle hineinzugeben vermögen und genau erfassen, was abgeht. Dadurch werden einem Einblicke in einzigartige Möglichkeiten eröffnet, welche die Menschen eigentlich alle besitzen würden, würden sie diese mehr pflegen. Doch heute scheint eher das Gegenteil der Fall. Wenn ich manchmal so die Kommentare lese, die Leute oft auf Onlineplattformen etc. schreiben, dann erschrecke ich manchmal schon. Zu jedem Thema beinahe, gibt es einige fürchterliche Kommentare, die jeder Menschlichkeit, Nächstenliebe oder Verständnisses entbehren. Da gibt es Hundehasser, die es richtig finden, wenn Giftköder der Thur entlang ausgelegt werden, da gibt es solche welche Kinder, oder Ausländer hassen und sich darüber auf Derbste auslassen etc. etc. das stimmt mich nachdenklich. Für viele ist es legitim jegliche Menschen- oder Lebensrechte mit Füssen zu treten. Das ist, weil wir einfach vergessen haben, dass wir alle den gleichen Ursprung haben. Die Menschen sind sich dessen oft zu wenig bewusst, auch ich muss mich in dieser Hinsicht manchmal an der Nase nehmen, wenn ich z.B. wütend auf jemand bin etc. Doch Tatsache ist, dass wir alle von einer Urmutter und einem Urvater abstammen, in körperlicher wie in seelischer Hinsicht. Wir alle tragen denselben Funken in uns. Doch jeder hat natürlich auch seine ganz eigenen Ahnengeschichten. Nicht umsonst verehrten einige Naturreligionen ihre Ahnen zutiefst und nahmen sogar oft mit ihnen Verbindung auf. Vermutlich war auch die spiritistische Bewegung Anfang des letzten Jahrhunderts auf der Sehnsucht aufgebaut, mit seinen Ahnen, Eltern Grosseltern etc. Verbindung aufzunehmen.

Aus irgendeinem Grund ist diese Sehnsucht sehr oft in uns verwurzelt. Manchmal sind wir uns ihrer bewusst, manchmal weniger, doch sie ist da. Denn durch das Auseinandersetzen mit unseren Ahnen, lernen wir uns selbst ebenfalls besser kennen. Denn wir werden oft sehr von unseren Ahnen geprägt, das ist uns ebenfalls entweder bewusst, oder nicht. Dennoch einige Erfahrungen haben mich gelehrt, dass es stimmt. Manche Identitäten die wir uns aufbauen, stammen nicht selten von unseren Ahnen, wir kopieren sie, oder wollen uns um jeden Preis von ihnen abgrenzen, doch wenn wir uns abgrenzen merken wir, dass dadurch grosse Leere in uns entstehen kann. Etwas fehlt uns etwas, wenn wir unsere Ahnen nicht würdigen, oder ihr Erbe nicht berücksichtigen. Das heisst nicht, dass wir es machen müssen wie sie! Oft dürfen wir das auf keinen Fall, doch es kann uns Klarheit über unsere eigenen Vorgänge verschaffen, wenn wir uns mit unseren Ahnen verbinden und Lasten, die wir von ihnen einst übernahmen an sie zurückgeben. Wir können durch die Geschichten unserer Ahnen auch heil werden, denn sie stärken uns den Rücken, wir stammen von ihnen ab und wir sind mit ihnen verbunden, egal ob wir wollen oder nicht. Ich gehe sogar so weit zu sagen dass, auch wenn man von einer Familie adoptiert wird, die Ahnen selbiger ebenso grossen Einfluss auf einem zu nehmen vermögen, manchmal Grösseren als wir denken. Manchmal sind es sogar diese Ahnen, die uns besonderen Halt geben, die aber auch ihre eigenen, negativen Muster an uns weitergeben können. Als Adoptivkind wird man sogar mit zwei Ahnenreihen konfrontiert, das kann anstrengend sein, doch kann es uns auch Wunderbares eröffnen und uns Zugang verschaffen, zu etwas gänzlich Neuem.  

Das Wort „Ehret Vater und Mutter!“ ist daher nicht mal so abwegig, wenn man alle Ahnen in ihrer Persönlichkeit würdigt, ohne diese jedoch gleich von ihnen zu übernehmen. Gewisse Themen wandern von Generation zu Generation. Es können lichtvolle Dinge sein, aber auch Dämonen. Es gibt regelrechte Generationsdämonen, mit diesen sind innere Dämonen gemeint, die immer und immer wieder weitergegeben werden. Aber irgendwann können sie in einer Generation plötzlich ihre Macht verlieren und die darauffolgenden Generationen werden sich davon mehr und mehr distanzieren. Wir alle haben die Macht, Generationsmuster zu durchbrechen, aber dafür müssen wir diese zuerst erkennen, dann können wir uns daran machen sie mehr und mehr aufzulösen oder eben das zu bewahren, was es zu bewahren gilt. Es gibt Werte, die es zu bewahren gilt und die uns von unseren Ahnen einst weitergegeben wurden. Eigentlich bleiben die Werte, welche zählen immer die Selben. Doch oft vergessen die Menschen diese Werte, durch irgendwelche Umstände, Situationen, Erfahrungen. Oder… auch durch Prägungen.

Was mir durch meine Auseinandersetzungen mit meinen Ahnen jedenfalls bewusst wurde ist, dass alle Menschen ihre ganz eigenen Geschichten und Verletzungen mit sich tragen, können sie sie nicht auflösen, dann werden diese oft weitergereicht, auch wenn das nicht immer beabsichtigt ist. Ziel sollte es wohl sein, negative Dinge nicht auch noch an die kommende Generation weiterzugeben und dazu muss man selbst erst heil werden. Diese Heilung wünsche ich allen Menschen auf der Welt! Denn, auch wenn wir es uns manchmal nicht gerne eingestehen, bringt die Verbindung mit unseren Ahnen uns mit unserem tiefsten Ursprung und unserer Wurzel in Verbindung.

 

 

 

 

Gedanken über Vergänglichkeit, Loslassen und Identitäten

Vor kurzem war bei uns in der Nähe ein Hobbyisten Markt, mein Mann verbrachte das ganze Wochenende dort. Gegen Ende des Marktes, welcher sehr interessant war, passierte jedoch noch etwas Tragisches: Das Tipi eines der Hobbyisten brannte nieder und alles was darin war ebenfalls. Es waren viele schöne Dinge, auch Selbstgemachte darunter. Mein Mann war erschüttert über die Trauer des Mannes, dem das passierte und am Abend, sprachen wir dann über die Vergänglichkeit von allem und wie wohl wir damit umgehen würden, wenn uns sowas mit unseren Bastel- oder Schreibarbeiten passieren würde.

Wir wollen oft mit aller Macht festhalten/Angst vor der eigenen Vergänglichkeit

Das Ereignis machte uns bewusst, dass es im  Leben oft immer wieder um Loslassen geht. Ich glaube die Vergänglichkeit ist es, welche uns teilweise so viel Angst macht und meist hat das eben damit zu tun, dass wir schlecht loslassen können. Wir wollen oft immer denselben Zustand bewahren, wenn dieser uns Freude bereitet und ich glaube, das ist auch der Grund, warum die Menschen manchen Dingen so hinterherrennen und oft so viel Energie darauf verwenden. Es ist wohl auch mit ein Grund, dass es so viele Tragödien in der Welt gibt. Viele Tragödien sind auf die Unfähigkeit loszulassen zurück zu führen. Sei es in der Liebe, im Beruf, in Hinblick auf den eigenen Körper, Konstrukten die uns Sicherheit vermitteln, oder im Umgang mit anderen Menschen allgemein. Wir haben teilweise sehr klar Vorstellungen davon, wie Glück aussehen sollte und ich muss sagen, auch ich habe oft ziemliche Mühe mit loslassen. Wenn mich etwas besonders glücklich macht, mir etwas besonders viel bedeutet, dann versuche ich es auch mit aller Macht festzuhalten und das kann dann einigen Schmerz nach sich ziehen, wenn mir das nicht gelingt. Diese Schmerzen sind es dann auch, die einem manchmal wieder einholen, besonders wenn es einem nicht gerade gut geht.

Auch wenn all meine Schreibarbeiten in einem Feuer zerstört würden, käme ich damit nicht gut klar, das gebe ich zu. Dennoch, eigentlich sind auch das Dinge, an denen wir uns vielleicht oft zu sehr festhalten und die dann dadurch zu richtigen Fetischen werden. Vielleicht ist es darum ganz gut mal über die Vergänglichkeit von allem zu meditieren. Das wurde schon in den Klöstern etc. viel gemacht und noch heute bleibt es Thema. Alte Kirchen sind nicht umsonst teilweise voll mit Bildern von Totenköpfen, Skeletten usw. denn diese sind Ausdruck der Vergänglichkeit unseres Lebens hier auf der Erde.

Wir werden alle einst sterben und der Tod ist es auch oft, vor dem die Menschen sich schrecklich fürchten. Sei es, weil sie vielleicht nicht an ein Weiterleben nach dem Tod glauben, oder sich nicht vorstellen können, was dann aus ihnen wird, sei es einfach weil sie die Vorstellung ihr Körper zerfalle einst wieder selbst zu Staub, Erde oder Asche schwer ertragen, oder einfach, weil sie am liebsten immer jung und schön bleiben wollen etc. In der heutigen Zeit beobachte ich oft, wie sehr sich die Leute um ihren Körper kümmern, sie machen OP’s um immer jung auszusehen, hungern die ganze Zeit, um ja nicht zuzunehmen, trainieren bis zum Umfallen oder stopfen sich voll mit Vitamin- oder sonstigen Präparaten. Es gibt junge Männer die nehmen schon, während sie noch im Wachstum sind, Anabolika etc. zu sich. Das finde ich manchmal schon beängstigend. Natürlich wollen wir gesund bleiben, was ja auch in Ordnung und verständlich ist, doch dass unser Körper altert und vergänglich bleibt, daran ändern diese Dinge schlussendlich auch nichts. Alle werden alt und alle müssen sterben, das ist der Lauf des Lebens. Vielleicht kann man Leiden etwas vermindern oder verhindern, wenn man auf die Gesundheit achtet, aber ich habe schon oft festgestellt, dass auch Leute die sehr gesund gelebt haben, an Krebs oder so gestorben sind. Ich glaube, das ist auch ein wenig vom Schicksal jeder einzelnen Seele abhängig.

Die Angst davor, vergessen oder ausgetauscht zu werden

Ich glaube, gewissen Verhaltensweisen liegt oft eine tiefsitzende Angst zugrunde, eines Tages irgendwie weg vom Fenster zu sein, vergessen zu werden, oder vielleicht ausgetauscht gegen jemand anderen. Wer weiss das schon so genau. Diese Ängste sind reale Ängste. Man will oft um jeden Preis einen besonderen Zustand aufrechterhalten, doch dabei vergisst man, dass alles doch eigentlich stets im Fluss ist und sich wandelt. Oft ist man gefangen in traurigen, melancholischen Gedanken, weil man sich vor so vielem fürchtet, weil man sich über so viele Dinge den Kopf zerbricht. Man will alles immer besonders gut und noch besser machen und vergisst dabei schlussendlich, das wahre Leben. Nach dunklen Stunden kommen auch immer wieder Lichtvolle, daran sollte man immer denken. Allerdings kommen nach lichtvollen Stunden, auch immer wieder mal Traurige, Schwere und das macht uns wohl ebenfalls grosse Angst. Wir glauben, dass die traurigen, schweren Stunden die Überhand gewinnen könnten, dass wir vielleicht krank werden, eben ausgetauscht, nicht mehr gleich von den andern Menschen geliebt werden usw. Vielleicht hat man Angst der andere Mensch könnte einem verletzen und man denkt, man verletze ihn lieber zuerst, manchmal macht man sich einfach Sorgen und glaubt, der andere brauche den Rat und die Führung von einem, obwohl das vielleicht gar nicht so sein muss, weil jeder Mensch wieder seine ganz eigene Art hat, sein Leben zu leben und sich mit der Vergänglichkeit und dem Loslassen zu befassen. Jeder hat auch ganz eigene Verarbeitungsstrategien. Man neigt manchmal dazu, seine eigenen Strategien auf andere zu übertragen.

Verschiedene Strategien/ Erfolg bedeutet nicht für jeden dasselbe

Dabei sind auch sie vergänglich und nicht in jeder Situation bringen sie den gewünschten Erfolg. Doch was ist eigentlich Erfolg? Erfolg ist auch etwas, dass so verschieden gedeutet werden kann. Für die einen bedeutet Erfolg möglichst viele Reichtümer anzuhäufen, z.B. um im Alter gut abgesichert zu sein, andere sehen es als Erfolg wenn sie ein sportliches Ziel erreichen, andere wiederum, wenn sie eine gute Partnerschaft haben, oder möglichst viele Freunde, andere wenn sie innerliche wachsen können, andere wiederum sehen es als Erfolg, wenn aus ihren Kinder etwas Besonderes wird. Es gäbe da noch so viele Dinge aufzuzählen. Doch schlussendlich bleiben all diese Dinge, all diese Vorstellungen auch veränderliche, vergängliche Konstrukte. Was also sind Schätze, welche wirklich von Bedeutung sind, was wird von uns verlangt, von unserem Dasein als Mensch? Es ist schwer zu beantworten, ich will es auch gar nicht versuchen. Oder will ich es doch? Warum schreibe ich eigentlich diesen Text? Ich kann es nicht sagen. Es sind einfach Gedanken, die ich mir machte, ich will ja eigentlich auch gar keine Strategien vermitteln, denn ich weiss, dass diese irreführend sein können.

Ich denke manchmal, dass auch all die Texte, Romane, Gedichte die ich schon schrieb, eine Art Strategie sind, eine Strategie, Dinge die ich erlebe, Dinge über die ich mir viele Gedanken mache, zu Papier zu bringen. Sie sind ein Spiegel meines Lebens, eigentlich meiner Seele und darum sind sie mir wohl auch so wertvoll und ich könnte sehr schlecht damit umgehen, wenn sie durch ein Feuer zerstört würden, wie bei diesem armen Mann am Markt. Er habe so schrecklich geweint und immer wieder „Nein, nein!“ geschrieben, das ging einem schon ans Herz.

Erinnerungen machen uns zu dem was wir sind

Wer weiss, was er alles an schönen Erinnerungen und Erfahrungen mit den Dingen in seinem Tipi verbunden hat? Diese Erinnerungen sind es doch eigentlich auch, die wir oft sehr schwer loslassen können, denn sie formen uns, sie machen uns zu dem was wir sind, sie prägen unsere Leben, führen uns vielleicht auf einen neuen Weg, zeigen uns ein Stück mehr an Wahrheit oder Weisheit. Wecken in uns warme, liebevolle Gefühle. Sind es diese Gefühle, die ein ewiger Schatz bleiben? Sind es diese Gefühle und Erfahrungen, die uns überhaupt erahnen lassen, was alles an Wundervollem in unserem Leben passieren kann? Ich habe noch heute im Tagebuch den Teil einer Schachtel von Schokoladenherzen, welche mir einst meine erste grosse Liebe geschenkt hat, ich habe noch ein getrocknetes Blümchen, von einem andern jungen Mann, in den ich mich in junge Jahren ebenfalls mal verliebt habe, ich habe noch immer einen Pullover von einer besonders netten Person, welche mir diesen auslieh als ich fror und den ich dann behalten durfte. Ich habe noch immer ein afrikanisches  Gewand, das ich einst von einer Afrikanerin erhielt, mit der ich mich in England anfreundete. Ich verbinde so viele Gefühle mit so vielem was mir begegnet, davon erzählen ja auch oft meine Gedichte. Ich habe das Lied Sun Fun von Peach Weber runtergeladen, weil mein Vater und ich das immer in Amerika am Strand gesungen haben, habe noch die Haare meines Sohnes, die ich ihm einst das erste Mal abschnitt und erfreue mich noch immer ganz besonders an der Spieluhr, welche mein jetziger Mann mir einst schenkte, als wir nur gute Freunde waren etc. etc... Ich habe fast alles aufgeschrieben, dass ich an Wichtigem erlebte, meine Tagebücher füllen bereits einen ganzen Schrank. Überall und immer begegnen mir wieder Dinge, die mir so manches ins Bewusstsein rufen. Es sind diese Gefühle, diese wundervollen Gefühle, die man mit gewissen Gegenständen oder Betätigungen verbindet. Doch was wäre, wenn man sich von all diesen Gegenständen trennen würde/ müsste? Wie ginge man damit um? Könnte man dann weiterhin diese Erinnerungen so präsent halten, oder würde man mehr und mehr vergessen? Ist es nicht das Vergessen, dass uns solche Angst macht, das Vergessen von etwas das einem wichtig ist, oder eben die Angst davor vergessen zu werden?

An besagtem Markt ist noch etwas anderes geschehen: Mein Mann erzählte, dass ihm eine einstige Angestellte von uns begegnet sei, welche uns einst vor vielen Jahren sehr enttäuscht hatte. Er erkannte sie nicht mehr, erst als sie ihm sagte, dass sie sich kennen, wurde es ihm klar. Er hatte diese Frau vergessen, ihr Aussehen, beinahe alles und obwohl sie uns damals so übel mitgespielt hatte, wollte sie dass wir uns an sie erinnern. Der Mensch ist manchmal seltsam, er vergisst und wird vergessen und das stimmt einen manchmal schon traurig und nachdenklich. Man weiss nie, wann ein Zustand sich vollends verändert, man weiss nie wer sich in einigen Jahren noch an uns erinnert und wer nicht, oder ob nicht einfach alles, auch die Erinnerung, verweht wird wie Staub im Wind. Es gibt dazu ein treffendes Lied: „Dust in the wind“. Es heisst dort: Everything is dust in the wind, all we do, crumbles to the ground, though wie refuse to see. (alles ist Staub im Wind, alles was wir tun fällt hinunter zur Erde, auch wenn wir uns weigern es zu sehen). Ein etwas desillusioniertes Lied vielleicht, aber in vielem wahr, auch wenn wir es nicht immer gerne sehen.

Identitäten- Teile unseres Lebens

Was also hat es mit der Vergänglichkeit mit dem Loslassen auf sich, werden wir es jemals schaffen, damit besser umzugehen? Ist das überhaupt das Ziel, ist es das was von uns erwartet wird, oder ist es wichtig dass wir gewisse Dinge bewahren? Doch wozu bewahren? Was lohnt sich zu bewahren, was gilt es loszulassen? Das ist vielleicht Fragen, die wir uns immer wieder stellen sollten. Wofür bewahren wir gewisse Dinge, wo fällt uns das Loslassen schwer, warum fällt es uns so schwer? Was sind die Beweggründe dahinter? Vielleicht bilden einfach all diese Dinge unsere Identität. Wir bilden unsere Identität ja eigentlich schon von ganz jung auf. In den Teenagerjahren geht man auf die Suche nach der eigenen Identität, was diese Zeit ja manchmal auch so schwierig machen kann. Denn was gehört wirklich zu unserer eigenen Identität, was haben wir von anderen an Identität übernommen, oder übernehmen wir auch noch wenn wir älter sind, von andern? Sind die Identitäten die wir uns schaffen wirklich, sind sie wahrhaftig, einfach praktisch oder nur ein Notnagel? Was ist Identität überhaupt, müssen wir sie stets an irgendwelche Gegenstände oder Handlungen knüpfen? Warum brauchen wir sie? Ich glaube, dies ist ein Thema das schon ganz von Anfang der Schöpfung aktuell war. Die eigene Identität schafft uns ja auch eine Sicherheit, hilft uns uns zu orientieren, in all den vielen Eindrücken, die es tägliche zu verarbeiten gilt. Sie hilft uns auch uns Ziele zu setzen, hilft uns uns zu entwickeln, oder sie ermöglicht uns etwas mit anderen zu teilen. Ich glaube darum, dass es schon sehr wichtig ist, dass jeder zu seiner ganz eigenen Identität finden kann. Ich glaube aber auch, dass wir vorsichtig sein müssen, wenn wir unsere Identität andern audoktorieren wollen, ebenfalls müssen wir vorsichtig sein, wenn oder ob, wir uns eine fremde Identität aufdoktorieren lassen. Oft hängen wir unsere Herzen auch an Dinge, die nicht förderlich sind weder für uns, noch für das Grosse Ganze, von dem wir ein Teil sind und immer bleiben werden. Den unsere eigene Identität wirkt sich automatisch auch auf andere Identitäten aus und je nach dem, kann das dann schwierig oder gar gefährlich werden. Wenn wir uns eine Identität zulegen, welche zerstörerisch ist, andere Identitäten verurteilt oder gar Menschen die sie pflegen, verfolgt. Ein gutes Beispiel für solch verderbliche Identitäten ist heute der IS, früher waren es vielleicht die Inquisitoren, oder schlechte Führer wie Hitler etc. Es gibt Menschen, welche von andern verlangen, dass sie ihre Identität ohne Wenn und Aber übernehmen und dann werden die andern Sklaven dieser konstruierten Identitäten, die eigentlich dann nur zur Ziel haben, andere zu beherrschen. Ich glaube, Identität ist manchmal ein diffiziles Gefüge. Sie ist sehr komplex. Durch sie fühlen wir uns vielleicht auch irgendwo zugehörig, wir suchen uns Leute die ähnliche Lebenskonzepte haben, um dort aufgehoben zu sein, von ihnen auch Anerkennung zu bekommen. All die Hobbyisten Treffs haben ja eigentlich den Austausch und auch gegenseitige Anerkennung zum Ziel. Austausch ist sehr wichtig für die Menschen, man möchte verstanden werden, man möchte Anerkennung in dem was man ist und tut und man will es  mit andern teilen. Ein gesundes Mass an Anerkennung ist ein wahres Lebenselixier, das uns Glück und Erfüllung bringt. Doch ist das was man tut nur noch von Anerkennungssucht getrieben, die man um jeden Preis zu erhalten sucht, dann kann dies auch wieder schädlich sein. Dann nämlich steht man ständig unter dem Zwang, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken, man klammert sich dann buchstäblich an diese Anerkennung und macht dann manchmal die unmöglichsten Dinge, um sie zu bekommen. Dabei achtet man dann oft nicht mehr auf die Identitäten der andern, oder nicht mal mehr auf die eigene. Einige lassen sich dann vielleicht sogar so stark beeinflussen, dass sie ihre Identität für einen anderen aufgeben. Das bedeutet dann eine unglaubliche Macht für selbigen, dessen Identität man übernommen hat und wird dann auch nicht selten missbraucht.

Identitäten und Konzepte immer wieder neu überdenken

In diesem Fall gilt es dann wieder alte, überholte Muster oder Identitäten zu überdenken und sich vielleicht sogar eine neue zuzulegen, welche einen dann wieder weiterbringen kann. Manchmal muss man dann Menschen oder auch Dinge wieder loslassen, sich ins Bewusstsein rufen, dass doch alles irgendwie vergänglich ist, dass es immer wieder die Möglichkeit gibt, sich einer neuen Identität zu öffnen, welche einem dann wieder in ganz andere Gefilde führt, denn der innerste Schatz, das was unser tiefstes Wesen ausmacht, bleibt immer bestehen. Und es ist auch tröstlich zu wissen, dass es einen höheren Plan gibt, der uns immer wieder weiterführt, uns neue Horizonte eröffnet, uns befreien kann, endgültig und immerwährend. Vielleicht sollten wir uns einfach offen behalten für all die wundervollen Botschaften, welche unser Leben für uns bereithält und auch wenn es manchmal so aussieht, als werde das Licht einem nie mehr scheinen, doch immer wieder weiterhilft zu einem neuen helleren Tag, wo auf einmal alles immer klarer und klarer wird, wir Einblick erhalten dürfen in das Wunder von Werden und Vergehen, von Jugend und Alter, von Kummer und Freude, von allem was unser Leben doch eigentlich ausmacht. Wenn wir alles als Teil unseres Weges anerkennen und daran wachsen können, dann werden wir auch immer mehr lernen das loszulassen, was es loszulassen gilt und das zu bewahren, was es wirklich zu bewahren gilt. Mir selbst fällt das nicht immer leicht, aber ich gebe mir Mühe. Manchmal schaffe ich es, manchmal nicht ganz, doch ich habe etwas, dass mich immer antreibt, etwas dass mir immer wieder zeigt, wie schön das Leben doch sein kann.

Das mich tiefste Dankbarkeit empfinden lässt, für alles was ich schon erleben durfte und noch erleben werde. Ich wünsche allen Menschen, dass sie ihre wahre Identität und damit ihren inneren Frieden finden mögen!

 

 

 

                     

Gedanken über Entfaltung und Selbstverwirklichung

Auf dieses Thema kam ich eigentlich durch ein Gespräch, dass ich nach meinen letzten Text über Ausrichtung, mit jemandem führte. Mir wurde dabei bewusst, dass Ausrichtung manchmal schwer sein kann, weil wir oft nicht immer den Freiraum haben, uns darauf zu konzentrieren. Auch wenn man das im Laufe des Lebens, sicher immer mehr zu lernen vermag. Aber ich glaube, es ist in der heutigen Zeit und war es auch früher schon, oft schwierig sich soweit selbst zu entfalten, dass man sich auch nach einen höheren Ziel auszurichten vermag. Denn wenn man sich wirklich dauerhaft ausrichten will, dann kommt man an der eigenen Entfaltung und Selbstverwirklichung kaum vorbei. Man muss sich dazu aber auch Auszeiten nehmen können, man muss etwas finden, dass einem wirklich hilft sich wieder aufzuschwingen und es gibt dazu viele verschiedene Taktiken.

Das Traurige finde ich, und das fällt mir vor allem heute auf, dass man schon in der frühen Kindheit oft an der Entfaltung gehindert wird, dass man teilweise viel zu wenig Zeit hat, sich auch wiedermal zu regenerieren. Denn es wird in der Schule, sogar im Kindergarten, schon sehr viel verlangt. Gerade hatte ich wieder ein Gespräch mit der Lehrerin meines Sohnes über die Lernziele, die er bis zum Ende der dritten Klasse erfüllen müsste und es wird nun immer mehr Druck gemacht, dass die Kinder auch all dieses Ziel erreichen. Manchmal erscheinen es mir nicht immer realistische Ziele, so z.B. das absolute Automatisieren der verschiedenen Zahlenreihen. Denn bei mir sind noch heute, in meinem „hohen“ Alter ;-) einige Reihen noch nicht lückenlos automatisiert, aber von den Kindern in der 3. Klasse wird das schon verlangt. Immer wieder muss man sich mit solchen Dingen auseinandersetzen und man merkt, dass es weder für Kinder, noch Eltern aber auch nicht für die Lehrer oder Therapeuten einfach ist, diese immer und überall zu erreichen. Denn es ist nun mal so, dass alle Menschen ein ganz eigenes Individuum sind, jeder von ihnen hat Stärken und Schwächen und jeder ist ganz anders in seinen Wahrnehmungen. Bei meinem Sohn z.B. geht mit zu viel Druck, mit der Zeit überhaupt nichts mehr. Was also tun? Repetieren, repetieren und nochmal repetieren! Doch irgendwann ist auch mal genug repetiert und dann fragt man sich schon, wo um alles in der Welt hier noch eine Möglichkeit vorhanden sein soll, sich nach etwas anderem auszurichten. Nicht jeder ist dafür geschaffen sich auf einen Uniabschluss etc. auszurichten, mancher hat vielleicht mehr Spass an kreativen Betätigungen wie Malen, Singen, Schreiben etc. Doch in der heutigen Zeit, wird alles nach Schema F abgewickelt. Wer ist das überhaupt, der diese Lernziele vorgibt? Wer nimmt sich das Recht heraus, diese für alle Kinder gleichermassen festzulegen?

Das könnte man auch in anderen Lebensbereichen fragen. Wer gibt uns eigentlich vor, wie wir zu leben haben, wer hat das Recht uns vorzugeben, wie wir zu denken haben? Das sind Dinge, die mich schon mein ganzes Leben lang beschäftigen. Ich hatte schon oft das Gefühl mich nicht so entfalten zu können, wie ich es gerne gehabt hätte, glaubte lange, nie mich selbst sein zu dürfen. Heute bin ich in eine Lebensphase wo mir das schon besser gelingt, als in jüngeren Jahren. Aber noch immer fehlt mir manchmal die Zeit für so manches. Doch es ist auch so, dass man sich  manchmal einfach den Raum für die eigenen Hobbies etc. herausnehmen muss. Von Vorteil ist sicher immer, wenn man einen Partner hat, der ebenfalls Raum für sich selbst braucht und einem diesen dann auch zugestehen kann. Vieles ist oft nur eine Organisationssache. Doch wenn man keine Unterstützung in seinem Umfeld hat, wird es schwieriger. Das führt dann nicht selten zu Unzufriedenheit, Ruhelosigkeit und Frust. So manche Beziehung ist daran schon zugrunde gegangen und schon mancher Job wurde deswegen wieder gekündigt.

Ich glaube, dass die Selbstverwirklichung ein sehr wichtiges Thema für uns alle ist. Denn wenn wir uns nicht selbst zu verwirklichen vermögen, uns nicht den einen oder andern Traum auch mal erfüllen, dann werden wir auch weniger fähig sein, andere zu lieben und in ihrem Raum zu respektieren. Schon seit ewigen Zeiten, wird vor allem in religiösen Kreisen gelehrt, dass man seine eigenen Wünsche stets zu Gunsten von anderen zurückstellen muss. Selbstlosigkeit wird immer in höchsten Tönen gelobt. Sicher ist Selbstlosigkeit eine edle Sache, doch sie hat manchmal auch viel Elend zur Folge. Wenn man sich dadurch z.B. ganz selbst verliert. Denn manche sogenannte Selbstlosigkeit, wird oft ohne Rücksicht auf die eigenen Gefühle und Wahrnehmungen praktiziert. Nicht selten wird sie sogar (meist unbewusst) dazu benutzt, um sich selbst wertvoll und unentbehrlich zu fühlen. Ich weiss das aus eigener Erfahrung. Früher habe ich das noch oft getan. Ich dachte immer, dass ich meine eigenen Bedürfnisse stets zurückstellen muss, ich nur dann eine gute Christin bin. Ich haderte jedoch innerlich oft mit mir selbst. Davon bin ich im Laufe der Zeit immer mehr weggekommen. Wenn  ich jetzt den andern etwas zuliebe tue, dann aus vollem Herzen und nicht mehr, weil ich glaube das tun, oder gar etwas beweisen zu müssen. Ich weiss mittlerweile, dass auch meine Bedürfnisse wichtig sind und ich, wenn ich sie verleugne, früher oder später an Grenzen stosse, die dann niemandem von Nutzen sind. Damit meine ich aber nicht, dass man rücksichtslos sein soll. Das muss ich hier noch erwähnen.

Ich habe heute jedoch auch eine etwas andere Ansicht von Mitgefühl bekommen. Früher war für mich Mitgefühl immer mit einer Art Symbiose verbunden. Ich ging in Symbiose mit Menschen und manchmal auch mit Umständen. Das war damals in ganz jungen Jahren sogar teilweise ein Art Schutzmechanismus, der nun jedoch überholt ist, weil Mitgefühl nicht Symbiose sein muss/darf. Ich kann meinen eigenen Raum und damit auch den von anderen bessere wahren, wenn ich meine Welt und jene von andern klar trennen kann. Man muss sich selbst erst ganz kennenlernen, bevor man andere wahrlich erkennen kann. Man darf zu den eigenen Grenzen stehen, das habe ich schon mal irgendwo geschrieben und jeder hat das Recht glücklich zu sein. Jeder hat das Recht sein Leben zu leben, wenn es anderen kein schlimmes Leid damit zufügt. Wenn man lernt sich selbst zu entfalten, kann man immer mehr in Frieden mit allem kommen, denn man ruht dann in sich selbst und glaubt auch nicht mehr alle immer irgendwie retten oder von einer Sichtweise überzeugen zu müssen. Man begreift, dass jede Lebensweise, wenn sie sich nicht mit den Grundgesetzen des Lebens widerspricht, ihre Berechtigung haben kann und jeder seine ganz eigene Art der Entfaltung und Selbstverwirklichung hat.

Wir können gar keine allgemeingültigen Gesetzmässigkeiten für alle aufstellen, weil die Menschen so verschieden sind. So viele Empfindungen, Herangehensweisen und Einstellungen gibt es, wie Sandkörner am Meeresstrand. Wer kann schon genau sagen, was richtig und was falsch ist? Wer kann dem anderen die eigene Lebensweise aufzuzwingen versuchen? Ich glaube man könnte viel Schmerz vermeiden, wenn man seine eigene Lebensansicht nicht immer auf andere zu übertragen sucht. Man kann sich natürlich zu Themen äussern, aber doch immer dabei den Raum des anderen wahren und auch den eigenen Raum. Ich  habe die Erfahrung gemacht, dass wenn ich meinen Raum gut spüre ich auch besser begegnen kann. Viele spüren ihren Raum gar nicht mehr, ohne dass es ihnen bewusst ist. Ich spüre ihn auch nicht immer, besonders wenn ich sehr gestresst bin.    

Es ärgert mich manchmal sehr, dass immer für alle und alles allgemeingültigen Regeln aufgestellt werden, das geschieht oft im Schulsystem und auch in der Wirtschaft. Durch die Globalisierung und Automatisierung, ist auch vieles schwieriger geworden. Es wird sehr viel verlangt von der heutigen Jugend (ich würde heute nicht mehr jung sein wollen) und auch sonst in der Arbeitswelt. Diese Richtlinien, denen alle entsprechen sollten, führen dann nicht selten dazu, dass einige Menschen sich dagegen auflehnen, indem sie sich nur noch um sich allein kümmern und dann auch oft rücksichtlos und unbewusst werden. Womit ich nicht sagen will, dass ich dies unterstütze, aber ich kann es in gewisser Weise verstehen. Ich glaube, würden die Systeme mehr Raum für jeden haben, würde man alle individueller fördern und ihre Fähigkeiten würdigen und nicht nur auf Noten, oder allgemeingültigen Rastern festlegen, dann würden viele Menschen lebenstüchtiger werden. Würde man den Profit etwas aus den Augen verlieren und sich wieder mehr auf die Menschlichkeit besinnen, dann würden auch viele Menschen viel zufriedener werden. Weil sie dann spüren würden, worauf es wirklich ankommt. Sie wären dann vielleicht weniger egozentrisch, weniger fixiert auf die blosse Erfüllung irgendwelcher oberflächlichen Wünsche, oder Ablenkungen vom Alltagsleben.  

Wenn man sich selbst wahrlich erkennen kann, auch seine Schwächen und Grenzen, dann wird man erst zur wirklichen Entfaltung gelangen können. Und wer weiss… vielleicht werden dann die Grenzen sich auch etwas erweitern können und das gibt einem dann ein sehr gutes Gefühl. 

Ich glaube dass das Göttliche uns alle wahrlich glücklich sehen will. Ich glaube, dass es unserer Entfaltung nie im Weg stehen will, vor allem wenn es eine Entfaltung ist, die tiefer geht, als die blosse oberflächliche Erfüllung von flüchtigen Wünschen. Ich wünsche allen, dass wir wieder mehr an Kreativität in unser Leben bringen können, dass wir erkennen was wirklich von Bedeutung ist und unseren inneren Schatz mit andern auf liebevolle, freudvolle Art zu teilen vermögen!    

 

 

Gedanken zur Ausrichtung

Gerade habe ich wieder ein paar nicht so gute Tage hinter mir. Es gibt sie immer noch diese Tage, auch wenn ich es gerne anders hätte. Doch vermutlich haben die wenigsten immer dieselbe Laune und alles läuft gleich gut. An solchen Tagen glaubt man dann, alles habe sich gegen einem verschworen und tatsächlich… es ist dann auch meistens so und alles läuft schief. Man glaubt immer wieder zu scheitern, an allem was man in Angriff nimmt und so ist es dann auch. Denn, man ist sozusagen auf Scheitern programmiert und kann sich dann oft nur schwer wieder aufschwingen und sich weiterhin des Lebens so erfreuen, wie man es sich wünschen würde. Man fühlt sich dann von allen verlassen, hat das Gefühl niemand meint es richtig gut mit einem und man streitet und zankt mehr, als sonst üblich.

 Immer wieder kommt ein Lichtblick

Mir wird im Laufe meines Lebens immer mehr bewusst, wie sehr ein gutes, zufriedenes Leben von der richtigen Ausrichtung abhängig ist. Denn ich mache immer wieder die Erfahrung dass, wenn man es schafft, sich in solchen Zeiten, wieder mehr dem Schönen, Lichtvollen zuzuwenden und man sein Herz wieder öffnen kann (dass manchmal in solchen Zeiten wie ein schwerer Stein in der Brust zu schlagen scheint), sich alles wieder zum Besseren wendet. Es kommt dann auf einmal wieder irgendein Lichtblick, der einem wieder zeigt, dass doch nicht alles so feindselig und traurig ist, wie man denkt.

Die Ausrichtung nach einem besonderen Ziel, nach etwas das einem Freude bringt, hilft uns die schwierigen Zeiten wieder zu überwinden, oder sie zumindest nicht zu tragisch zu nehmen. Letzteres ist sicher schon ein wichtiger erster Schritt dazu, mit schwierigeren Zeiten umzugehen. Nicht alle gehen mit allem gleich um, doch was sich sicher immer irgendwann auszahlt ist das Vertrauen, ein offenes Herz und die Liebe zu sich selbst, auch wenn es einem oft schwer fällt sich selbst zu lieben, wenn man so missgelaunt, wütend oder traurig ist. Man hasst sich dann eher selbst, weil man ja eigentlich gar nicht so sein möchte und doch haben alle, oder sicher fast alle, mal so einen Zustand. Wenn es einem so geht, kann man sich dann auch für andere Menschen nicht mehr öffnen. Ich finde es sehr tröstlich, dass man sich, wenn es sich dabei nicht gerade um schwere Depressionen oder so handelt, auch wieder aufschwingen kann. Das ist dann möglich, wenn man sich richtig ausrichtet. Während einer Depression ist das sehr schwer, doch auch dort ist es schon gelungen. Aber ich will hier nicht von solchen Fällen sprechen, mehr von etwas leichteren Fällen der Missmutigkeit, Melancholie oder Tristesse. Ich glaube das positive Denken ist in jedem Fall extrem wichtig.

Die Ausrichtung auf lichtvolle Dinge, kann allen helfen

Es gibt Leute, die haben von Natur aus die Gabe sich nicht zu tief in den Sumpf der eigenen Unzulänglichkeit hineinfallen zu lassen und lenken sich irgendwie ab. Andere wiederum, versinken manchmal regelrecht in diesem Schlamm, doch sie bringen dann auch eine grosse Kraft auf, wieder daraus empor zu kriechen, mal bildlich gesprochen und sogar gestärkt aus dieser Situation  hervorzugehen. Jene die sich gar nicht erst in solche Tiefen fallen lassen, verdrängen die sich anschleichenden, dunklen Gefühle allerdings nicht selten. Oft ist dies kein dauerhaftes Rezept, denn irgendwann macht sich das in Körper oder Seele bemerkbar. Es holt einem immer wieder ein, das Dunkle in einem. Dieses Dunkel wird dann in Krisenzeiten umso stärker. Ausser man ist wirklich ein gesegnetes Sonnenkind, dessen Frohsinn unerschütterlich ist. Davon gibt es aber leider nicht allzu viele. Auch wenn es vielleicht möglich wäre, mit der richtigen Ausrichtung.

Ich glaube, dass die Ausrichtung auf ein besonderes Ziel einem sehr helfen kann, nicht ganz im Schlamm zu versinken. Bei mir ist die Ausrichtung auf das göttliche Licht sehr wichtig. Wenn ich es schaffe, dieses Licht wieder in mein Herz scheinen zu lassen, dann erlebe ich oft wunderbare Heilungen. Dies ist mein ganz besonderes Ziel, meine ganz besondere Ausrichtung, die mich schon viele Jahrzehnte begleitet und die mir auch immer sehr hilft. Wenn ich mich nach dem Göttlichen ausrichte, dann öffnet sich bei mir alles wieder und es ist mir dann, als würde eine unsichtbare, wunderbare Präsenz mir zuflüstern, was ich tun muss, um wieder zum Licht zurück zu finden.  

Ein paar Hilfsmittel, um sich wieder auszurichten/Kompensation bringt einem nicht weiter

Es gibt viele verschiedene Dinge, die uns dabei helfen können. Wichtig ist dabei wohl einfach, dass es einem hilft, dass wieder neue Energie in Körper und Seele strömt, dass Freude und Frieden ins Herz einkehren kann. Es gibt da auch sehr schöne Lichtmeditationen, wobei man sich einfach vorstellt, dass Licht überall dorthin fliesst, wo es nötig ist. Auch beim Duschen oder Baden kann man sich vorstellen, dass das Wasser allen Kummer, alles Schwere immer mehr von einem abwäscht. Das machte ich die letzte Zeit oft. Viele finden in der Natur ihren Frieden wieder, wenn sie spazieren gehen, vielleicht Sport machen, was auch immer. Manche meditieren, manche beten. Andere haben ein Hobby, dem sie sich umso stärker widmen, andere tun etwas für ihre Mitmenschen.

Alle Dinge, auch die einfachsten alltäglichen Tätigkeiten, kann man bewusst und achtsam und mit Liebe und Hingabe ausführen, auch das hilft einem oft sehr. Denn Freude zu empfinden ist schon der erste Schritt zur Überwindung. Etwas heikler finde ich, wenn man seine schlechten Gefühle mit irgendwelchen materiellen Gütern zu kompensieren sucht, auch wenn dies ab und zu natürlich schon heilsam sein kann. Allerdings, sollte man sich dann nicht auch noch in die Schuldenfalle begeben ;-), denn dann türmen sich die Probleme nur noch höher, anstatt dass sie abgebaut werden und dann wird es logischerweise immer schwieriger, innere Ruhe zu finden. Es gibt auch Ersatzhandlungen, die einem zwar vorgaukeln, dass man wieder glücklicher ist, doch schlussendlich stellt sich heraus, dass man dadurch nur irgendwas kompensiert hat. Auch wenn ich schon gehört habe, dass ein Leben in ständiger Kompensation, ganz geruhsam sein kann, weil man sich ja dabei nicht anstrengen muss, so halte ich diesen Weg doch  für wenig dauerhaft, um wirklich einen inneren Wandel herbeizuführen, oder die Aufgaben die einem jeden Menschen zugedacht sind, zu erfüllen.

Jeder hat seine ganz eigene Aufgabe im Leben die es zu erfüllen gilt

Denn ich glaube, dass wir alle eine ganz bestimmte Aufgabe haben und für keinen, wirklich keinen von uns ist diese Aufgabe genau dieselbe. Ich glaube daran, dass wir hier sind um uns dieser Aufgabe, dieser Lernlektion zu stellen und sie bestmöglich zu erfüllen. Auch dies ist eine Ausrichtung, die Ausrichtung darauf, dass man das erfüllen möchte, was einem vom Universum zugedacht wurde. Ich glaube an einen solchen Plan. Ich glaube kaum etwas ist nur zufällig, alles hat eine besondere Aussage und eine besondere Funktion in unserem Leben. Alle Erfahrungen, auch wenn sie schwer sein mögen, gehören zu unserem Wachstumsprozess, zeigen uns, wo wir lernen müssen uns noch mehr auszurichten. Für mich ist darum auch eine sehr wichtige Ausrichtung jene, die mich zu innerem Wachstum anregt. Wenn ich es in Phasen der Tristesse, Melancholie etc. schaffe mir diese Lernaufgabe bewusst zu machen, dann geht es mir meist auch gleich besser. Wenn ich dann den Schalter der Negativ- Spirale in meinem Denken zu durchbrechen vermag, dann löst sich alles meist wieder ganz von selbst. Manchmal braucht es auch einfach etwas Geduld und es normalisiert sich wieder.

Es ist vieles möglich, wenn man auch daran glaubt

Erstaunen tut mich immer, wieviel wir doch selbst zu beeinflussen vermögen. Ich habe in meinem Leben nun schon einige Male beobachtet dass, wenn man auf etwas Besonderes, vielleicht ein besonderes Ziel ausrichtet, kommen diese Dinge meistens irgendwann zu einem. Je nachdem wie komplex das ist, worauf man sich ausrichtet, umso länger oder kürzer geht es, bis es eintrifft, aber es ist schon oft in unserem Leben ein kleines Wunder geschehen. Ich denke manchmal, wenn wir nur genug Glauben daran hätten, wäre fast alles möglich. Nur eben, der Glaube ist es, der einem meistens fehlt. Vielleicht können wir alle mit etwas Kleinerem anfangen und uns dann immer etwas grössere Ziele vornehmen. Doch auch ich arbeite da noch immer daran. Ich glaube einfach es ist wichtig immer mehr in Harmonie mit allem zu kommen, ausgeglichener zu werden, Vertrauen zu haben. Dann können wir vieles erreichen und dadurch werden dann immer wieder neue Türen aufgehen, neue Möglichkeiten erschlossen. Und je mehr wir dem Kern unseres Daseins auf die Spur kommen, umso mehr werden wir auch geleitet, getragen und geführt sein. So versuchen wir uns doch jedes Mal, wenn wir eine Krise erleben, mehr oder schneller wieder nach etwas Lichtvollem, Schönen auszurichten, dann werden uns grosse Geschenke zuteilwerden! Ich wünsche allen dass sich ihre Träume und Ziele immer mehr verwirklichen mögen! Natürlich wünsche ich mir selbst das auch ;-) Viel Mut und Kraft zu immer wieder neuen, wertvollen Ausrichtungen!

 

 

 

 

Gedanken über Angst und Wut

„Ohjeh!“ werden nun vielleicht einige von Euch denken, wenn Ihr den Titel lest. Doch nur keine Sorge, es wird nicht so schlimm, wie es klingt ;-). Denn eigentlich müssen Angst und Wut gar nicht so etwas Schlimmes sein, wenn man den richtigen Bezug dazu aufbauen kann und sie auch etwas als Helfer auf unserem Lebensweg betrachten lernt. Ich bin eigentlich auf dieses Thema gekommen, weil ich gerade wieder ein wunderbares Seminar in Luzern besucht habe, wo ich mich mit diesen beiden Themen intensiv auseinandergesetzt habe und nun will ich etwas darüber schreiben, weil mir so vieles klar geworden ist.

Die Angst zuerst ergründen

Ich glaube, dass die Angst in unserem Leben sehr oft mitspielt und uns dieses dann auch oft schwer macht. Doch wenn wir anfangen uns mit dieser Angst, oder den Ängsten in unserem Inneren auseinanderzusetzen, dann verliert diese Thematik mit der Zeit auch an Bedrohlichkeit. Dafür jedoch braucht es viel Selbstreflexion und zuerst ein Annehmen der Schatten in unserem Inneren. Woher kommt die Angst? Warum empfinden wir sie? Warum haben wir immer wieder mit denselben Ängsten zu kämpfen? Warum haben wir überhaupt Angst? Ich durfte im letzten Seminar die Gnade erfahren zu spüren wie sich ein „angstfreier Raum“ anfühlt. Es war so herrlich und voller Leichtigkeit und ich begriff, dass die Angst schon sehr früh in unserem Leben zu wirken beginnt. Manchmal übernehmen wir nicht selten auch Ängste von unseren Ahnen, auch oft von unseren Eltern. Doch zu erkennen, welche Ängste von ihnen, oder welche Ängste von uns selbst kommen, ist nicht immer einfach. Oft leben wir das ganze Leben lang in einer Angst, die uns eigentlich von jemandem anderen übergeben oder aufdoktoriert wurde, ob bewusst oder unbewusst.

Wenn wir eines Tages erkennen woher gewisse Ängste kommen, dann können wir anfangen uns ihnen zu stellen und diese mehr und mehr abbauen lernen.

Wut kann ein Tor in unser Inneres sein

Dazu kann uns manchmal auch die Wut helfen, weshalb ich auch die Wut hier reinnehmen wollte. Die Wut nämlich weist uns sehr oft auf Ängste hin. Sie ist wie ein Tor, dass uns mit anderen Gefühlen in Verbindung bringen kann. Ich begriff am Seminar, dass ich meistens dann Wut spüre, wenn ich irgendeine Angst habe. Ich kam dann auch gewissen Grundängsten in meinem Leben auf die Spur und konnte ihre Ursache teilweise ermitteln. Die Wut, richtig kanalisiert, führt uns zu inneren Wahrheiten. Früher hatte ich enorme Angst vor meiner Wut, ich machte dann auch einige Wut- Rituale, wo ich alles herausschrie, was mich wütend macht, oder einst gemacht hat, das tat ich für mich allein daheim und es war sehr befreiend. Ich lernte dann immer mehr, dass Wut nichts Schlechtes sein muss, dass sie uns sogar zu eine gewissen Selbstheilung verhilft. Ich musste die Wut in meinem Inneren erst zulassen, anerkennen und würdigen und dann begannen sich auch andere Dinge mehr und mehr aufzulösen.

Alle  Gefühle haben ihre Berechtigung

Warum werden wir oft so wütend, wegen gewissen Dingen, meist wegen stets ähnlichen? Das ist wohl, weil wir in uns einen Schatten aufsteigen spüren, der eben mit unseren tiefverwurzelten Ängsten zu tun hat. Oft verdrängen wir diese Ängste und auch die Wut mit aller Kraft, denn wir wollen ja nicht die Kontrolle verlieren und etwas Schlimmeres anrichten.

Doch ich begriff, dass dadurch dass ich die Wut die auch in mir ist zu würdigen, ebenso wie auch die Angst oder auch die Trauer. Dadurch dass ich begriff, das alles sein darf und seine Berechtigung hat, lernte ich damit anders umzugehen und sie verloren ihre zerstörerische Kraft mehr und mehr. Die Wut half mir in meinem Leben viel, mich wieder aufzurappeln, wenn ich mal zu Boden ging und das war einige Male der Fall, das könnt ihr mir glauben. Doch das alles hatte seine Berechtigung, seinen Zweck schlussendlich um mich weiterzuführen, zu dem was ich heute sein darf. Natürlich ist dieser Prozess ein ganzes Leben (oder noch mehrere Leben) nicht abgeschlossen, aber es ist ein Anfang und ich spürte damals im Seminar wie wundervoll sich dieser Erkenntnis schon auf mein Leben auswirken durfte.  

Wir machen uns das Leben oft schwerer als wir denken

Wir machen uns das Leben oft sehr schwer mit teils unbegründeten Ängsten, weil wir alles immer kontrollieren wollen. Ängste können Menschen zu schrecklichen Taten führen, zu unbändigem brennende Hass, oder sinnloser Zerstörung. Das beste Beispiel ist der IS. Man sagt, dass dieser sich immer mehr selbst von innen zu zerfleischen beginnt und woran liegt das? Weil diese Menschen in einer schrecklichen Angst und einem ständigen Opferdenken verhaftet sind. Sie glauben alle wollen ihnen immer und überall Böses und steigern sich richtig in diese eigentlich unkontrollierte Angst hinein, die dann eben zu Hass und Zerstörung führt, sogar in den eigenen Reihen fühlen sie sich teilweise bedroht. Sie fangen an alles mit Füssen zu treten das wertvoll ist und warum? Weil sie sich fürchten?! Weil sie wirklich dem Irrglauben anheimgefallen sind, dass sie an ihrer eigenen Misere keinerlei Schuld tragen, nur immer die andern? Sie tun, was sie tun, weil sie eigentlich von so vielem Angst haben.

Wie oft tun wir Menschen das in grösserem oder etwas weniger grossem Masse. Aber wir tun es, wir tun es immer wieder und ich glaube fast jeden einzelnen Tag unseres Lebens. Wir brüten über so vieles nach, wir haben Existenzängste, Ängste zu versagen, Ängste nicht geliebt und akzeptiert zu werden. Ängste verletzt zu werden etc. etc. ich glaube jeder kennt Angst und auch Wut auf die eine oder andere Weise und ich kann das gut verstehen.

Wir müssen hinschauen!

Wir sehen uns oft als Sklaven dieser Dinge, gegen die wir nicht auszurichten vermögen, oder wie prügeln solche Gefühle mit aller Macht in uns nieder und suchen Rettung in irgendeiner Ersatzhandlung. Dabei müssten wir einfach genauer hinschauen! Das wurde mir intensiv klar. Wir müssen hinschauen, uns fragen, woher kommen diese Gefühle, warum habe ich diese Gefühle? Es ist manchmal anstrengend und natürlich kann man es auch übertreiben, mit dem über seine Gefühle brüten, denn tut man das zu exzessiv, dann kommt man wieder in einen neuen Teufelskreis aus Angst und Wut hinein. Doch man sollte lernen sich mit ruhigem Blick selbst zu beobachten, versuchen aus den alten Mustern mal auszubrechen und begreifen das alles seine  Berechtigung hat. Natürlich liegt es an uns verantwortungsvoll mit solchen Gefühlen umzugehen, natürlich dürfen wir nicht zulassen, dass sie eine allzu zerstörerische Macht erhalten. Doch sie würdigen, sie anerkennen und sagen: „Ja, ich empfinden diese Gefühle gerade und warum empfinden ich sie? Was macht mich wütend, was erzeugt in mir Angst, Wut oder Trauer?“ Diese Dinge, sie sind wichtige Botschafter unseres Innersten und wir sollten ihnen Gehör schenken, ihnen auf dem Grund gehen immer mehr, denn nur dadurch lassen sie sich wirklich auflösen. Davon bin ich überzeugt. Ich bin überhaupt keine Anhängerin von Verdrängung und dem Aussitzen irgendwelcher Situationen, die mich unglücklich machen. Ich suche immer nach Klärung. Das ist vielleicht etwas dass nicht immer einfach an mir ist. Doch indem ich ehrlich zu mir bin, kann ich auch wachsen, es schliesslich loslassen und mich den wichtigen Dingen des Lebens wie Freude, Liebe und Frieden widmen. Nur wenn ich meinen inneren Unfrieden erkenne, kann ich zum Frieden gelangen. Nur wenn ich meine innere Unruhe ergründe, kann ich Ruhe finden!

Es gibt Räume jenseits aller belastenden Gefühle, ich habe so einen Raum kennengelernt, im letzten Seminar, doch diese Räume können sich nur öffnen, wenn man lernt Dinge die einem am lebendigen Fliessen hindern zu erforschen. Oft muss man durch einen Sumpf um in das Schloss jenseits selbigen zu gelangen. Dieses Schloss existiert in uns allen, doch der Weg dorthin ist nicht immer leicht, manchmal voller Dornen, Bedrohungen, Furcht etc. Doch irgendwann erreichen wir alle dieses herrliche Schloss, jenseits aller Grenzen, wenn wir lernen das auch der Sumpf seine Berechtigung hat, denn er schützt das Schloss auch irgendwie. Der Sumpf sind all die Mechanismen, welche wir uns im Laufe des Lebens aneignen, meistens zum Selbstschutz. Doch wir können uns ein eigenes sicheres Floss bauen, dass uns über diesen Sumpfsee trägt, wenn wir unsere Bewusstsein immer mehr erweitern und lernen klarer zu sehn.

 

     

Gedanken über Einfachheit

Wenn man diesen Titel liest, gehen einem vielleicht einige Gedanken durch den Kopf, was wohl damit gemeint sein könnte. Tatsächlich gibt es auch bei der Einfachheit einige verschiedene Vorstellungen, was sie denn sein mag. Bei der Einfachheit, über die ich heute schreiben will, handelt es sich um etwas mehr Einfachheit im Denken. Gestern war ich wieder einmal bei einer sehr lieben Freundin, welche schon sehr viel in ihrem Leben durchgemacht hat, welche jedoch niemals mit ihrem Schicksal haderte und die geborene Optimistin ist. Und sie ist nicht nur eine Schein- Optimistin, von welchen es auch einige gibt, sondern eine wirkliche Optimistin, welche auch noch immer sehr gesund und fit ist, trotz ihres hohen Alters. Sie ist noch sehr aktiv und geniesst das Leben.

Sie sagt es gebe drei L’s in ihrem Dasein: Lesen, Lismen (stricken) und Laufen (es ist gehen gemeint, nicht rennen). Jeden Morgen macht sie im Bett ihre üblichen Fitnessübungen und das schon seit Jahren. Sie hat keine einzige Krankenkassen- Rechnung (!) und sie ist dankbar für die einfachsten Dinge. Ein grosser Teil ihrer Zufriedenheit, macht wohl auch ihre Fähigkeit zu denken aus. Sie denkt klar, unkompliziert und einfach. Sie ist auf Zack, aber verschwendet keine Zeit für unnötiges Grübeln.

Gestern als ich bei ihr war, da hat sie mir mal wieder den Spiegel vorgehalten. Ich las ihr einige meiner Texte vor und einer davon war voll mit Fragen, die ich mir selbst stellte. Sie meinte dann: „Also du machst dir das Leben schon nicht gerade einfach, du denkt viel zu viel und wenn man zuviel denkt, kann das auch schädlich sein.“ Ich las dann immer weiter und sie verdrehte dann ab und zu die Augen und sprach: „Mädchen, also Mädchen. Das alles wäre doch schon sonnenklar, was sollen denn all die unnötigen Fragen, die du dir dazu noch stellst? Du hast ja den zentralen Kern bereits gefunden, such doch nicht immer weiter, sonst verliert er an Wert! Man kann auch Dinge zu sehr zerpflücken!“ als sie das sagte, wurde mir auf einen Schlag bewusst, dass dies wirklich stimmt. Ich bin wirklich jemand der viel zu viel nachdenkt, auch wenn es eigentlich schon klar wäre.

Ich meinte dann, dass eben alles verschieden verstanden werden kann und ich darum auch alles abchecken will. Sie erwiderte: „Aber, ob jetzt die andern etwas anderes denken, oder dich nicht immer verstehen, spielt doch eigentlich keine Rolle. Du musst dir nur in Deinem sicher sein! Du bekommst oft so wundervolle Weisheiten und doch hinterfragst du alles. Du bist wirklich in vielem sehr belesen, aber allzu belesen sein, kann ebenfalls schaden. Konzentriere dich doch einfach auf das Zentrale und bewahre es!“ diese Aussagen, schienen mir sehr wichtige Schlüsselworte und ich begriff, dass die Einfachheit in allem vielleicht wirklich oft der beste Weg wäre. Wenn ich die Fähigkeit der Einfachheit hätte, dann wäre mein Leben sicher um einiges leichter. Natürlich hat das Hinterfragen und Abchecken von allem auch einen Vorteil, man lässt sich nicht mehr so schnell etwas vormachen und bildet seine eigene Meinung. Doch auch meine Freundin ging immer ihren Weg und liess sich kaum verunsichern. Was bei mir schon noch oft der Fall ist. Ich begriff, dass das Analysieren von allem mir eigentlich auch immer Sicherheit gab. Ich konnte es dann einordnen und besser begreifen. Wenn mich jedoch jemand nicht verstand, oder eine andere Meinung hatte, dann wollte ich ihm meine Sicht der Dinge unbedingt begreiflich machen. Doch das alles müsste eigentlich gar nicht sein! Meine Freundin hat mir das vor Augen geführt. Es gibt Dinge, die sollte man einfach nicht analysieren und zerpflücken, es gibt Dinge wo man nicht so viel denken sollte, denn das ständige Denken hindert uns manchmal auch daran, die höhere Wahrheit zu vernehmen. Exzessives Nachgrübeln über alle Kleinigkeiten, kann unserer Psyche und auch dem Körper, mit der Zeit sehr schaden.

Heute wird viel zu viel über alles Mögliche nachgedacht und von allen Seiten hört man, wie es sein sollte, wie es richtig wäre. Doch wir müssen alle zu unserer eigenen Wahrheit finden, wir müssen uns unserer Sache sicherer werden, sollten die Selbstzweifel und Ängste immer mehr loslassen, die uns daran hindern frei zu fliessen. Das heisst nicht, dass man rücksichtslos sein soll und gar keinen Rat mehr annehmen, doch in gewissen Bereichen, hat niemand uns dreinzureden und wir müssen auch nicht glauben, dass alle uns verstehen müssen. Ich denke vor allem Frauen, haben diese Probleme noch oft, weil sie sehr auf soziale Kontakte gepolt sind. Sie lassen sich schneller verunsichern, weil sie es oft allen recht machen wollen. Dabei vergessen sie dann oft sich selbst und irgendwann haben sie das Gefühl sie müssten aus allem ausbrechen und es kommt zu einer emotionalen Entladung. Ich glaube auch hier ist Wahrhaftigkeit in allem gefragt. Wir sollten mit uns selbst lernen ehrlich zu sein und dürfen mit uns selbst (ebenso wie mit andern) auch nicht immer so hart ins Gericht. Wir machen es uns oft sehr schwer, besonders wenn wir ein höheres Ziel verfolgen, wenn wir doch alles gut machen wollen und wir möchten, dass andere sich mit uns solidarisieren. Doch eigentlich kann das sehr hinderlich sein, wenn es uns in unserem Leben zu sehr einschränkt, wenn wir schlaflose Nächte haben, weil uns vielleicht jemand der uns sehr wichtig (oder auch nicht so wichtig) ist, einfach nicht verstehen kann oder will. Dann sollten wir uns stets ins Bewusstsein rufen, dass wir alle eigentlich ein eigenes Lebensschiff sind, dass auf dem Ozean des Lebens fährt und jedes dieser Schiffe hat seine eigene Bahn. Man kann zusammenkommen wenn man will, aber dann wird man irgendwann doch wieder seine eigene Bahn weiterfahren. Jeder ist auf seine Weise einzigartig und nicht jeder wird von jedem verstanden. So ist das und ich glaube es kann sehr beschwerlich sein, wenn man versucht alle Unsicherheiten zu beseitigen.

Ich schrieb mal einen Satz in einem Gedicht: „In der Unsicherheit findet man oft am meisten Sicherheit.“ Damit meine ich auch, dass wenn wir uns bewusst sind, dass Unsicherheiten zum Leben gehören, wir ihnen aber nicht zuviel Beachtung schenken und sie als Teil unseres Weges anerkennen lernen, dann werden wir auch sicherer. Das ist vermutlich das, was meine Freundin kann. Sie lässt sich nicht von Unsicherheiten aus der Bahn werfen, sondern nimmt sie natürlich an und dadurch verliert sie ihre Angst davor. Es ist wohl oft ein Problem der heutigen Zeit, dass Unsicherheiten nicht toleriert werden, dabei sind sie Bestandteil unseres Daseins und wir müssen uns nicht dafür schämen und deswegen beinahe hintersinnen. Darum ist es wohl auch wichtig sich seinen ganz eigenen Raum zu bewahren in den man niemanden, oder nichts reinlässt, das einem schadet. Man könnte sich manchmal an ganz einfache Grundsätze halten und würde viel Energie sparen.

Wir alle haben ein Feuer das in uns brennt, ein Feuer das nur uns gehört, ein Feuer dass unser Wesen beinhaltet. Wie ein Mikrochip, der allein die Daten von uns gespeichert hat, weil wir einzigartig sind und wertvoll. Das ist ein schlichter Gedanke, der uns sicher helfen kann: „Ich bin wertvoll und einzigartig!“ Ich habe in meinem Badezimmer einen Zettel aufgehängt den ich jeden Tag lese: „Du hast viele Fähigkeiten und bist wertvoll, vertrau in deine Rolle und alles wird gut!“ Wenn wir uns das ins Bewusstsein rufen können jeden Tag, dann werden wir sicher mit vielem besser umgehen lernen. Denken wir nicht allzu viel, leben wir doch etwas mehr! So wie es meine Freundin tut, denn dadurch dass sie nicht ständig grübelt, sondern einfach jeden Moment lebt und geniesst, geht es ihr auch immer noch so gut, trotz des hohen Alters. Ich glaube schon, dass ihre Art des Denkens, ihre Einfachheit, das unterstützen.

Ich will mir dass auch immer mehr zu Herzen nehmen. Ich will lernen weniger zu grübeln. Ich will lernen mich nicht mehr so schnell verunsichern zu lassen und ich will lernen, mehr Gelassenheit zu üben und nicht immer alles zu hinterfragen, dass eigentlich nicht nötig ist zu hinterfragen. Ich wünsche auch euch viel Motivation und Kraft dazu!      

Gedanken über Dualität und Gegensätze

Gerade habe ich mir einige Gedanken darüber gemacht, wie die Welt doch so oft von Extremen geprägt ist und mir wurde dadurch klar, dass all diese Dinge oft eine genau gegenteilige Bewegung hervorrufen.

So wird religiöser Fanatismus, oder auch Fanatismus auf irgendeine andere Weise, durch ein gegenteiliges Extrem auch stets wieder in Frage gestellt. Mir wurde bewusst, dass wir eigentlich schon sehr im Dualismus (Zweiheit) leben und das erschreckt mich manchmal. Ich habe mich dann angefangen zu fragen, warum ist das eigentlich so? Warum neigen Menschen dazu, immer wieder in solche Extreme zu verfallen? Warum braucht es dann immer gleich so eine starke Gegenbewegung zu diesen Extremen?

Meistens sehen wir nur die Extreme

Mir wurde dann klar, dass wir oft nur das Extreme zu sehen bekommen und alles was sich im Mittelbereich bewegt, verschwimmt dabei. Oft wird uns von den Medien stets das Extrem von etwas präsentiert. Es wird z.B. über einen bissigen Hund berichtet, der ein Kind schwer verletzt hat und sogleich gehen die Hundehasser in die Startlöcher, schimpfen auf die widerlichen Köter, die sowieso immer nur alles vollscheissen, unberechenbar sind und eigentlich alle eingeschläfert gehören. Dabei war dieser bissige Hund vielleicht einer unter Hunderten, die niemals aggressiv sind. Es wird über alles immer extremer debattiert: Über Erziehungsfragen, Ausländer, Religion, Sex, Geld, Gewalt und so oft neigen wir doch zur Pauschalisierung, das sehe ich bei mir selbst. Als ich heute mit Freunden und Familienmitgliedern über dieses Thema sprach, da entschlüpfte mir eines Aussage, die ich jedoch sogleich wieder in Frage stellen musste: „Wenn man das sieht, glaubt man manchmal wirklich, die Menschheit ist auf dem absteigenden Ast.“ Ich wurde dann darauf hingewiesen, dass wir oft einfach nur die Extreme zu Gesicht bekommen, dass der Bereich der gemässigten Menschen jedoch meist verborgen bleibt, er verschwimmt, im Angesicht so vieler Extreme, die uns täglich serviert werden. Ich habe darüber nachgedacht und ich begriff, dass ich wirklich lernen muss, mich nicht zu sehr von solchen Berichten beeindrucken zu lassen. Vielleicht müsste ich mal einen medienfreien Tag einlegen, ohne Nachrichten oder dergleichen, vielleicht könnte ich mich dann wieder besser auf das Gute, Gemässigte in der Welt besinnen, dass doch auch vorhanden ist. Vielleicht ist es ja auch das, was mich manchmal herunterzieht, weil ich doch recht sensibel bin und mich dann auch ärgere, oder es mich sehr beschäftigt.

Wir sollten uns wieder mehr auf den Weg der Mitte konzentrieren

Ich glaube der „Extremismus“ in jeder Hinsicht, ist etwas mit dem wir Menschen uns immer wieder herumschlagen und der schon manches angerichtet hat. Denn die Extremen sind es, die Beachtung finden und jene sind es dann auch, welche meist eine andere extreme Gegenbewegung erzeugen. Es ist auch nicht verwunderlich, denn alles strebt stets nach Ausgleich. Die Menschheit hat es noch nicht geschafft, diesen Ausgleich im Denken zustande zu bringen. Dennoch bin ich ja eigentlich Idealist und glaube daran, dass sich eines Tages alles wieder irgendwie einpendeln wird. Ich glaube dieses Einpendeln der Gegensätze- zweier Extreme, ist eine wichtige Aufgabe für uns. Das gilt für alle Lebensbereiche. Es scheint mir enorm wichtig, dass wir diese Art von Dualität, einst aufzulösen vermögen und wir die Worte von Buddha mehr beherzigen lernen, welcher einst sagte: Der extreme Pfad ist nicht der rechte Weg. Der Weg der Mitte ist weitaus der Beste. In dieser Hinsicht hat uns die asiatische Kultur in vielem etwas voraus, denn Ausgleich und Ausgewogenheit von allem, wird in der buddhistischen Tradition als wichtiger angesehen, als in unserer westlichen Welt. Obwohl ja eigentlich alle Religionen eine gewisse Mässigung predigen. Die Art von Mässigung, welche jedoch in der christlichen Tradition oft gelehrt wird, ist nicht selten lebensverneinender, als in der buddhistischen Kultur.

Zwei verschiedene Gottesbilder: Der immanente und der transzendente Gott

Dort geht es aber vor allem um den immanenten Gott, der in allen wohnt. Wir hingegen befassen uns in der christlichen Kultur mehr mit dem transzendenten Gott. Ich glaube, dass beides seine Berechtigung hat. Diese verschiedenen Gottesbilder sind eigentlich auch eine Art Gegensätzlichkeit, jedenfalls wird es oft so angesehen. Allerdings kann man diese beiden Gottesbilder auch in Einklang bringen. Damit habe ich heute keine Mühe mehr. Ich kann an den inneren Gott, sowie an den äusseren Gott glauben, denn eigentlich gehört für mich beides zusammen. Wir haben Gott IN uns, aber er ist auch im Universum präsent. All das ist EINS und eigentlich können auch Gegensätze zu einer freundlicheren Koexistenz finden.

Der Zweck der Gegensätze

Nehmen wir z.B. Gut und Böse. Durch das Gute, erkennt man das Böse und das Böse weckt schlussendlich wieder die Sehnsucht nach dem Guten in uns. Beide haben also ihren Zweck, zumindest in dieser materiellen Welt hier. Es gibt Schatten und Licht in uns allen, doch wir können diese beiden Gegensätze zu einem harmonischen Zusammenspiel bewegen. Wenn wir z.B. unseren Schatten erkennen, dann wird das Licht automatisch stärker in uns und die Schatten können uns gar zu Heilung gereichen, wenn wir sie erkennen und lernen damit umzugehen. Die Schöpferenergie (dunkle Energie/dunkle Materie), welche überall fliesst (die in der Quantenphysik ja auch erwähnt wird) und die ich schon mal in einem anderen Text erwähnt habe, wäre nämlich eigentlich neutral. Unser Denken und Handeln bestimmt schlussendlich, wozu sie wird. So ist alles, das uns oder andern sehr schadet, eigentlich falsch gelebte Energie. Wir können uns auf einen Aspekt zu sehr fokussieren, dann wird er verderblich, egal welche Seite wir zu extrem betonen.

Unsere materielle Welt ist auf Dualität aufgebaut, dort hat diese ihre Berechtigung, weil dieser Dualismus alles am Laufen hält. Wie z.B. männlich und weiblich, Licht und Dunkel, Regen und Sonnenschein, Wärme und Kälte, Feuer und Wasser, nur um einige Beispiele zu nennen. Doch das Problem ist oft, dass wir auch in Bezug auf unser Inneres, ein duales Denken pflegen. Wir überbetonen oft einen Aspekt. So z.B. in einigen Kulturen das Männliche. Es wird dort dann oft so überbetont, dass das Weibliche, welches doch auch ein unersetzlicher Teil des Lebens ist, ganz untergeht. Das führt nicht selten zu Verhärtungen und Grausamkeiten. Hingegen stelle ich in unseren Kulturkreisen auch manchmal fest, dass das Weibliche oft immer mehr überbetont wird und somit das Männliche, dann auch wieder zu wenig Raum erhält. So muss männlich und weiblich in uns in Einklang gebracht werden, indem wir beide Seiten gleichermassen würdigen. Wie das Yin und Yang Zeichen. Dies zeigt sehr schön, wie Gegensätze in Harmonie miteinander gebracht werden können. Das gilt auch für viele andere Aspekte, die alle in uns existieren. Auch hier denke ich, ist der Weg der Mitte der Beste. Ein Weg, der nichts überbetont. Eine Ausgewogenheit, die uns schlussendlich auch zu innerem Frieden verhelfen kann.

Eigentlich ist es mit Gegensätzen, ähnlich wie mit Säure und Lauge, welche sich, wenn man sie zusammengiesst, gegenseitig neutralisieren können. Säure und Lauge haben beide ihre Zwecke, aber auch ihre Schattenseiten. Wenn man zu Säure etwas Lauge hinzufügt, ist die Säure nicht mehr so zerfressend, Laugen werden durch etwas Säure weniger alkalisch. Beides kann man verschieden nutzen. Ich glaube einfach, dass alle Extreme irgendwann schädlich werden und oft entstehen dann auch aus ursprünglich edlen Denkweisen, Denkweisen, die alles andere als edel sind.

Wenn wir unseren Fokus nur auf den transzendenten Gott lenken, dann werden wir uns selbst und andere, schlussendlich nicht mehr genug achten, weil wir dann nicht glauben, dass Gott auch in unserem Inneren wohnt. Wenn wir nur den inneren Gott sehen, dann werden uns vielleicht viele andere wundervolle Dinge verschlossen bleiben, die die Verehrung eines transzendenten Gottes mit sich bringen würden. Wenn wir immer nur im Aussen suchen, dann werden wir das Innen nicht finden. Wenn wir nur Innen leben, dann wird das Aussen uns seine Schönheit nie zeigen können. So ist es mit beinahe allen Gegensätzen. Keiner kann richtig erfasst werden, ohne den andern. Doch wenn wir einen Teil zu sehr betonen, wird uns das Grosse Ganze verschlossen bleiben. Das ist vielleicht nicht jedem Menschen gleich wichtig wie mir. Doch für mich macht dies einen grossen Teil eines friedvollen Lebens aus. Ich habe mich schon mit vielen meiner inneren Gegensätze befasst und mir wurde dadurch schon manches an Weisheiten zuteil. Dennoch hört die Suche wohl noch sehr lange nicht auf. Ich hoffe nun, dass dieser Text zum Weg der Mitte anregt und nicht doch noch das Gegenteil ;-) All das ist nicht so leicht in Worte zu fassen. Dennoch habe ich es zumindest versucht.