Der Mann aus dem Zoo

Jeden Tag bin ich im Zoo, im Zoo zu sein, das macht mich froh.

Schon so viele Jahre lebe ich in dieser Stadt, hab gesehen, wie viel sich verändert hat.

So viele neue Tiere, so viel neue Wege und neue Gehege.

So viele wurden viel grösser gemacht, nie hät ich mir sowas gedacht.

Ich bin nun alt, mein Haar ist grau, doch wo mein Herz daheim ist, das weiss ich genau.

Der Zoo ist meine zweite Heimat geworden, ich fühl mich hier glücklich und geborgen.

Ich plaudere gerne mit den verschiedensten Leuten aus fremden Städten, vielleicht sogar Ländern, das wird sich bis zu meinem Tod, wohl niemals ändern.

Jeden Morgen begrüsse ich die Tiere, bin den ganzen Tag hier, ohne all die Tiere, wär so viel an Leere hier.

Meine Haltung gebückt, mein Stock in der Hand, oft träumte ich selbst von einem fernen Land.

Einem Land, dass ich noch nie habe besucht und auch niemals mehr werde sehn, meinen Zoobesuch aber, den lass ich mir niemals entgehn.

Alle kennen mich hier, sie freuen sich, wenn sie mich treffen, ich kann hier gratis trinken und essen.

Denn einst war ich hier, als Zoowärter angestellt, dieser Job, er war mein Himmelszelt.

Viele Tiere sind nun schon gegangen und gekommen, haben die Gehege in Besitz genommen.

Ich liebe es sie alle zu sehn, sie zu begrüssen und dann weiter zu gehn.

Dort schöne Vögel, dort das Reptilienhaus, Raubkatzengehege und die Affen beim Schmaus.

Das Rufen der Pfauen, dort Robben beim Schwimmen, Kamele zum Streicheln, welch Freude sie bringen!

Auf der Bank ich dann raste, um Kraft zu finden, die nächste Steigung zu überwinden.

Es gibt manchmal Leute, die bieten mir ihren Arm, so komm ich weiter ohne Harm.

Einst will ich sterben, mit dem Blick auf die Masoala Halle, im Zoo muss es sein in jedem Falle!

Die fremde Frau

Schon oft habe ich sie gesehen am Morgen beim Spazierengehn. Eine junge Frau mit langem Haar, doch wer sie ist, ist noch nicht klar. Schon oft habe ich über sie nachgedacht, was sie wohl hierhergebracht.  Ihr Gang ist immer etwas steif, sie wirkt fast bang, vielleicht fürchtet sie sich etwas vor meinem Hund, jedenfalls geht sie immer diesen Weg entlang. Immer so um viertel nach sieben treffe ich sie an, doch noch habe ich nie mit ihr gesprochen, vielleicht tue ich es irgendwann. Jedenfalls grüssen wir uns immer freundlich  und doch scheint sie mit ihren Gedanken oft nicht ganz hier, was hätte sie wohl zu erzählen mir? Und jeden Tag nur das eine Wort: „guten Morgen!“ dann geht sie wieder fort.

Geht sie wohl zu ihrer Arbeit irgendwo in der Nähe bei uns wer weiss das schon genau, sie ist und bleibt die fremde Frau.

Und doch gehört sie irgendwie zu meinem Tageslauf, wer ist sie, wohin geht sie? Ich komm nicht wirklich drauf. Noch habe ich nicht gewagt sie zu fragen, denn sie scheint immer etwas gestresst, oft sehr in Eile, keine Zeit für eine kleine Weile. So weiss ich immer noch nichts von ihr. Wer ist sie, woher kommt sie? Was will sie hier? Vielleicht frag ich sie mal, wir werden sehn, ich würd sie gern etwas besser verstehn.

So trifft man auf Menschen jeden Tag, Fremde die einem begegnen, und dann muss man sich überlegen, will ich Kontakt mit diesen Menschen haben oder nicht, sind sie mir vom Wesen her fremd, oder eher nicht? Könnte ich gut mit ihnen reden, oder verstehen wir uns gar nicht? Was beschäftigt diese Menschen in diesen Tagen, was ist ihr Leben, müssen sie viel oder wenig tragen? Sind sie verbittert, oder voll Freude, sind sie dankbar oder hadern mit allem was ist, so oft weiss man das alles noch nicht. Es sind Fragen, die mich immer wieder plagen und oft mache ich mir zu viele Gedanken über alles was um uns ist, keine Fragen. Doch das ist es ja was das Leben auch lebendig kann machen, es gibt in dieser Welt so viele interessante Sachen. Alles kann man nie kennenlernen, schon gar nicht alle Menschen um uns herum, alle haben ihre Geheimnisse ihre Geschichten, ihre Schickale und Plagen, nun vielleicht sollte man es wagen… sie kennenzulernen ohne sich viele Gedanken zu machen, dann erlebt man vielleicht viele schöne Sachen.

Das kleine Mädchen (20./21. Juni 2014)

Heut hab ich es gesehn, als ich wollte in den Kindergarten rüber gehn. 

Ein blondgelocktes Mädchen sah ich dort stehn, wie ein Englein anzusehn. Es trug ein weisses Röckelein, mit rosa Tupfen, fein und klein. Es schaute hinauf in einen  jungen Baum, nahm wohl seine Imagination sich den Raum? 

Nach einer Weile der Träumerein, wandte es sich wieder um und… konnte es sein? Es spielte Fussball mit lauter Knaben, das Englein musste Power haben! Irgendwie gefiel mit das, ich hatte an dem Mädchen Spass. Es war wie ich als Kind einst war, und es war ganz wunderbar!

Die Schneckenretterin

Heute beim Spazierengehn, habe ich etwas Interessantes gesehn. Ich sah eine alte Frau, welche überall der Strasse entlang die Häuserschnecken einsammelte und in den benachbarten Garten hineinwarf, ich fragte mich im ersten Moment, ob man sowas wirklich darf. Denn man weiss ja, dass Schnecken oft Schädlinge sind, dass sie gern das Gemüse im Garten fressen, weiss jedes Kind. Doch dann habe ich bei mir gedacht, dass es wohl mehr die Nacktschnecke ist, die den Zorn von so manchem Gärtner entfacht.

Die Häuserschnecken sind harmlos eigentlich und auch noch niedlich anzusehn, von  da her konnte ich die alte Frau verstehn. Sie wollte die Schnecken retten, damit sie nicht zertrampelt werden auf der Strasse oder vertrocknen in der wieder trocken werdenden Gasse.

Als ich vorbei an ihr ging, grüsste ich sie und sie sagte mir guten Tag, mir wurde klar, dass ich sie mag. Sie erzählte dann dass ihre Mutter das mit den Schnecken immer so haben gemacht, damit niemand sie tötet oder sonst böse Dinge mit ihnen macht. So meinte ich: „Sie retten also die Schnecklein vor möglichen Gefahren?“ Ich fand es ist schön, wenn Tierchen doch so viel an Zuwendung erfahren.

Die alte Frau war redselig nun und begann meinen Hund zu streicheln liebevoll, dieser benahm sich wirklich toll. Er sprang nicht hoch, wie er es sonst immer tut, er benahm sich vorbildlich gut. Die Frau meinte dann, dass mein Hund wunderschön sei und so lieb, dass Tierchen oft treuer sind als Menschen es oftmals können sein, Tiere bringen Licht ins Herz hinein. Dann begann sie mir von sich zu erzählen, wie sich als sie Krebs bekam ihre drei „besten“ Freundinnen begannen sogleich davon zu stehlen. Sie liessen sie im Stich, als sie sie hätte am meisten gebraucht, ich fühlte mit ihr sehr, denn in der Not kann man auf viele zählen nicht mehr. Sei meinte dann, ihr Sohn habe ihr dann ein Büsi verschrieben um ihren Kummer zu überwinden und tatsächlich konnte sie durch dieses Büsi den Frieden und die Gesundheit wieder finden. So berichtete sie von ihren Büsis die nun sind zu zweit, berichtete wie sie bei ihr liegen in der Abendzeit, sie trösten und begleiten gar wundervoll, ihr war berührt und fand das toll. Ich meinte, dass ohne Tierchen die Welt nicht das wäre was sie ist und sie so vieles schenken können, soviel Freude und Licht. Ohne Tierchen wäre die Welt ärmer als sie ist, was sie einem geben wird unter Menschen oft schmerzhaft vermisst.

Die Scheckenretterin berührte mich so sehr, dass ich nach Hause ging und ein Gedicht über sie wollte schreiben sogleich, möge sie glücklich werden und finden ihr ganz eigenes, glückliches Reich!

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